Historie |
"Ein einziger Mann mit Mut ist eine Mehrheit". Die Zeiten konnten kaum als rosig bezeichnet werden. Die meisten Lebensmittelkarten waren gerade abgeschafft worden, das Durchschnittseinkommen eines Industriearbeiters lag bei 73,34 DM wöchentlich, das der Bahnarbeiter und -beamten dürfte noch um einiges niedriger gewesen sein. Und obwohl es an Geld, an Baumaterial und an der angemessenen Tennisausrüstung fehlte, waren es Frauen und Männer vor allem aus dem Eisenbahner Sportverein Union, die ein Trümmergrundstück am Eschweger Bahnhof voller Enthusiasmus in einen roten Sandplatz verwandelten. Walter Mühlhausen, der Präsident des Gesamtvereins, unterstützte das Vorhaben nach Kräften. Und schon bald bestand neben den Abteilungen "Fußball" und "Kegeln" auch die Sparte "Tennis" im ESV Union. Das Unternehmen "weißer Sport" stieß auf großes Interesse. Die Zahl der Mitglieder schnellte in kürzester Zeit auf 40 Aktive. Diese errichteten in Eigenleistung Schritt für Schritt ohne jegliche finanzielle Unterstützung, aber mit ausgesonderten Schwellen, mit dem Schotter für Geleise und anderen Resten aus Bahnbeständen eine Anlage, auf der bald regelmäßig die damals noch weißen Bälle auf den nunmehr drei Plätzen flogen. Es herrschte bald ein reger Spiel- und Trainingsbetrieb auf dieser neuen Sportstätte, deren Novum die "vereinseigene Tennishalle" war, eine ehemaligen Großgarage für Busse. Die Spielerinnen und Spieler nutzten gerne die damals unübliche Möglichkeit, das Racket auch im Winter zu schwingen. Im Jahre 1954 stellte die Bundesbahn sogar ein Zimmer in ihrer Kantine als Umkleideraum zur Verfügung. Gegen Ende der fünfziger Jahre wurde dann das Milch- und Lebensmittellädchen "Rudat" am Schützengraben von den Pächtern aufgegeben, als Vereinsheim des TC Union genutzt und kurz darauf in drei Bauabschnitten zu einem seinerzeit modernen Clubhaus mit Sauna ausgebaut. Dem Vorsitzenden Walter Brede, der bis 1970 an der Spitze des Vereines stand, gebührt das Verdienst, diese Aufbauleistung unter schwierigen Bedingungen mit seinem Vorstand geplant, gesteuert und verantwortet zu haben. Von 1970 bis 1981 lenkte Rudolf Sprung die Geschicke des Clubs. Unter seiner Ägide änderten sich wesentliche Rahmenbedingungen. Längst waren es nicht mehr die Mitarbeiter der Bahn, die den Kern der Aktiven bildeten. Die Sparte "Tennis" des ESV Union repräsentierte jetzt alle Gruppen und Schichten der Eschweger Bevölkerung und der vieler Nachbargemeinden. Rudolf Sprung, selbst ein ausgezeichneter Turnierspieler, setzte in seinem Programm auf die Jugend, und die Resultate dieser "Politik" ließen nicht lange auf sich warten. Die bereits 1968 erreichte Klassenzugehörigkeit der Damen und Herren zur Gruppenliga wurde 1973 gekrönt von der männlichen Jugend, die erfolgreich in der Verbandsliga, der höchsten Klasse Hessens, spielte. Rudolf Sprung erhielt aufgrund seiner Verdienste um den Tennissport viele Auszeichnungen. Er gab dem Verein während seiner langen ehrenamtlichen Tätigkeit Profil, und er wurde nicht zuletzt deshalb vom Hessischen Tennisverband mit der Ehrennadel in Silber und mit der Verdienstnadel des Landessportbundes geehrt. In den achtziger Jahren kannte die Tennisbegeisterung um Steffi Graf und Boris Becker keine Grenzen. Sie übertrug sich auf Sportler und Vereine gleichermaßen. Dem TC 51 gehörten in dieser Phase bis zu 270 Mitglieder an. Burckhard Schareina, der Vorsitzende des Clubs von 1981 bis 1989, nutzte den Boom. Nicht allein wegen einer geplanten Umgehungsstraße, die das Tennisgelände tangieren sollte, sondern vor allem getragen von dem Aufwind, in dem sich die Sportart befand, wurde der Ruf nach mehr und nach neuen Courts laut. Sahm griff die Pläne seines Vorgängers auf. Für ihn hieß die Alternative: "Entweder Renovierung der alten oder Bau einer neuen Anlage?" Eine Phase schwieriger Entscheidungen folgte. Beantwortet werden mussten Fragen zur Finanzierung und zur Auswahl des Standortes. Fast alle Ziele konnten letztlich von einem sehr engagierten Vorstandsteam erreicht, nahezu alle Anforderungen erfüllt werden. Bürgermeister Zick fasste das Ergebnis der Planungen zu diesem Projekt und der sicher nicht immer leichten Verhandlungen mit der Stadt im Mai 1991 wie folgt zusammen: Am 8. August 1992 wurden das neue Clubhaus des TC 51 eröffnet und die fünf Tennisplätze offiziell freigegeben. In kürzester Zeit war in der Nähe des Bahnhofs in Eschwege ein neues Tenniszentrum entstanden, das eine sportlich sinnvolle Kombination von einer privat getragenen Tennishalle einerseits und den vereinseigenen Freiluftplätzen mit Clubhaus des TC 51 andererseits einging. Allerdings, diese Leistungen reichen heute bei vielen potentiellen Sportlern offenbar nicht mehr aus, um engere Verbindungen mit einem Verein einzugehen. Neue Rahmenbedingungen beeinflussten das Management. Nachdem Volker Stelzner 1996 zum Vorsitzenden des TC 51 gewählt worden war, nutzte er zunächst seine großen Erfahrungen als ehemaliger Schatzmeister, um den sportlichen Standard des Clubs auf einer guten finanziellen Basis zu festigen. Ein notwendiges übergreifendes Ziel aber ist die weitere Entwicklung des Tennissports in Eschwege. Diese Aufgabe muss vereinsübergreifend in Kooperation mit anderen Verantwortlichen erfüllt werden. Orientiert man sich bei einem Abriss der Vereinsgeschichte an den Amtsperioden der Vorsitzenden, geraten allzu leicht jene Momente aus dem Blickfeld, die das alltägliche Vereinsleben seit 50 Jahren bestimmen. Da gab es große Turniere und hochrangige Wettbewerbe, örtliche und überregionale Meisterschaften, Ehrungen und Feiern, das Absommern und Sommerfeste, das geplante und noch mehr das spontane gesellige Beisammensein. Da fanden Jubiläen, Treffen mit Partnervereinen, Freundschaftsspiele, Fahrradtouren oder spannende Hauptversammlungen statt. Und da gab und gibt es immer wieder Frauen und Männer, die - wie zur Gründerzeit - mit Freude schmücken, ausbessern, reparieren und verschönern. Ihre eher leisen Leistungen sind oft nicht minder zu würdigen als jene der ausgewählten Sportlerinnen und Sportler, die an der Geschichte des Clubs mitgeschrieben haben. Ihre Namen zu nennen und ihre Erfolge zu beschreiben, würde den Rahmen dieser Skizze sprengen. Auf den Sieger- und Ehrenatfeln im Vereinsheim jedoch sind sie aufgeführt und können nachgelesen werden. Die Gelegenheit dazu bietet sich vom 17. bis 19. August 2001. Der TC 51 Eschwege begeht sein fünfzigjähriges Jubiläum auf seiner Anlage am Bahnhof mit Vertretern aus Politik, Sport und Wirtschaft, mit Sponsoren sowie mit Sportlerinnen und Sportlern befreundeter Vereine. Und der sportliche Erfolg? Der stellte sich auch wieder ein. Dank einer hervorragenden Jugendarbeit konnte die Herrenmannschaft mit jungen Talenten wie Robert Ruhlandt und Vedran Bahtijarevic in den Jahren 2003 bis 2006 den Durchmarsch von der Bezirksliga B bis in die Gruppenliga feiern. Dort spielten die Eschweger Tennicracks vier Jahre, ehe der Aufstieg in die fünfthöchste deutsche Klasse gelang. Nun bietet der TC 51 Eschwege internationales Tennisflair gepaart mit regionalen Talenten. Nie zuvor konnte man so starke Tennisprofis wie Konstantin Kravchuk oder Marin Franjicevic bewundern. Weit über 100 Zuschauer finden den Weg auf die herrliche Anlage. Geht es nach den Verantwortlichen, soll das auch so bleiben. Text: Dr. Rainer Angermann (ergänzt von Florian Quanz) |